Die Zeitmaschine In einer seiner wissenschaftlich-phantastischen Erzählungen schlug der französische Astronom und Popularisator Camille Flammarion (1842-1925) folgendes Verfahren für einen Blick in die Vergangenheit vor. Die Lichtstrahlen vermitteln uns sichtbare Abbilder der äußeren Welt zwar schnell, aber doch nicht momentan, wie lange angenommen wurde. Nehmen wir einmal an, daß sich der Beobachter von der Erde entfernt. Solange seine Geschwindigkeit klein ist, werden die Lichtstrahlen den Beobachter einholen, und er sieht die Bilder von denjenigen Ereignissen, die nach seiner Abreise von der Erde stattgefunden haben. Bei hinreichend großer Geschwindigkeit wird der Reisende jedoch die Lichtwellen überholen. Sein Auge wird dann von Wellen getroffen, die vorher an ihm vorbeigegangen sind und ihn überholt haben. Die Ereignisse laufen vor seinem Auge in rückläufiger Folge ab - er sieht seinen Abflug von der Erde, er wird bei seiner eigenen Geburt "dabeisein", er kann Ereignisse aus der fernen Vergangenheit verfolgen und sich mit vielen bereits vor langer Zeit verstorbenen, berühmten Leuten "bekannt machen". Man kann sich leicht vorstellen, welch unschätzbare Hilfe eine solche reise in die Vergangenheit unseres Planeten den Wissenschaftlern bringen würde - man denke vor allem an die Historiker, Archäologen, Paläontologen und andere Spezialisten, die die Vergangenheit nur anhand von Büchern oder der wenigen bis zur Gegenwart erhaltenen Denkmäler vergangener Zeiten studieren können. Für die Realisierung eines solchen Projekts braucht man natürlich ein hinreichend starkes Teleskop und leistungsfähige Triebwerke, die der Rakete die erforderliche ungeheure Geschwindigkeit geben können. Scheint es ihnen nicht auch, daß es in unserem Jahrhundert der Meisterung der Atomenergie und der Eroberung des Weltraums an der Zeit ist, ernsthaft über die Ausrüstung einer Expedition in die Vergangenheit nachzudenken? Es bleibt uns nur übrig zu bedauern, daß die vorgeschlagene "Zeitmaschine" keinen Blick in die Vergangenheit erlaubt, denn wie reizvoll die beschriebene Methode von Flammarion zur Erkundung der Vergangenheit unseres Planeten auch sein mag, wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß man sie niemals realisieren kann. Aus der von dem genialen deutschen Physiker Albert Einstein aufgestellten Relativitätstheorie folgt, daß sich kein materieller Körper mit einer Geschwindigkeit bewegen kann, die über der Vakuumlichtgeschwindigkeit liegt, d.h. über 300 000 km/s. Für Körper mit einer "Ruhemasse", die sich von Null unterscheidet (hierzu gehören die Elektronen, Protonen, Neutronen, Atome und Moleküle sowie die aus ihnen aufgebauten Körper wie Metallstücke usw.), ist die Lichtgeschwindigkeit gar nicht erreichbar. Nach der Relativitätstheorie steigt mit wachsender Geschwindigkeit auch die Masse des bewegten Körpers.